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Wie Lange Voll Stillen Ohne Beikost

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Vier Monate? Sechs Monate? Zwei Jahre?

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Die Mutterbrust ist das Beste fürs  Baby. Aber zu langes Stillen ist auch nicht gut, sagen Mediziner.

Die Mutterbrust ist das Beste fürs Baby. Aber zu langes Stillen ist auch nicht gut, sagen Mediziner. © StockFood

Allergien und Mangelerscheinungen drohen, wenn Säuglinge zu lange dice Brust bekommen, versichern Experten ? und ernten Widerspruch.

Von Anke Brodmerkel

Chest ist best, sagen die Engländer. Und meinen damit, dass Muttermilch dice ideale Nahrung für Säuglinge ist. In der Frage, wie lange ein Baby gestillt werden soll, sind sich Kinderärzte, Ernährungswissenschaftler und Hebammen seit einiger Zeit allerdings nicht mehr ganz so einig – weder im Vereinten Königreich noch hierzulande. Zu langes Stillen halten viele Experten inzwischen sogar für gefährlich: Die Mütter riskierten, dass ihre Kinder vermehrt Allergien, Unverträglichkeiten und Mangelerscheinungen erlitten.

Fragt human dice Weltgesundheitsorganisation (WHO), ist die Empfehlung hingegen noch immer eindeutig: Sechs Monate lang sollte ein Infant voll gestillt werden, as well keinerlei Beikost oder industriell hergestellte Säuglingsmilch erhalten. Vom zweiten Lebenshalbjahr an wird das Kind dann allmählich an feste Nahrung gewöhnt. Bis zu seinem zweiten Geburtstag erhält es aber zusätzlich dice Brust – wenn Complain und Kind es wünschen, auch länger. 1,five Millionen Babys könnten jährlich vor dem Tod gerettet werden, hielten sich alle Mütter an diesen Rat, ließ dice WHO erst im vergangenen Jahr verlauten.

Für Entwicklungsländer möge diese Empfehlung geeignet sein, schrieben britische Kinderärzte um Mary Fewtrell vom Found of Child Health der University of London kürzlich in der Medizinzeitschrift British Medical Journal (BMJ, Bd. 341, Southward. c5955). Dort böte eine ausschließliche Ernährung mit Muttermilch den besten Schutz vor Krankheiten durch verunreinigtes Wasser oder verdorbene Lebensmittel. In den Industriestaaten seien wissenschaftliche Studien allerdings inzwischen zu anderen Ergebnissen gekommen. Demnach sollten Mütter in den westlichen Ländern nicht länger als vier Monate mit der Einführung der Beikost warten.

Gründe für eine Verkürzung der Stillzeit liefern Fewtrell und ihre Kollegen gleich mehrere. Zum einen seien Babys, die länger als vier Monate ausschließlich Muttermilch erhielten, einem erhöhten Risiko ausgesetzt, Allergien und Unverträglichkeiten, etwa gegen das Getreideeiweiß Gluten, zu entwickeln. Zum anderen litten ältere, voll gestillte Säuglinge öfter als andere an Eisenmangel. Und nicht zuletzt führe eine lange Stilldauer dazu, dass die Kinder sich später nur schwer an neue Geschmacksrichtungen gewöhnten – und dann zum Beispiel nur ungern grünes Gemüse äßen.

Drei der vier Studienautoren haben bereits als Berater für die Hersteller von Babynahrung gearbeitet oder Forschungsgelder von ihnen erhalten. Somit könnte der Verdacht aufkommen, dass der Artikel im BMJ womöglich nicht ganz unabhängig entstanden ist. Doch so einfach scheint die Sache nicht zu sein. „Wir raten Müttern schon seit geraumer Zeit davon ab, ihre Kinder sechs Monate oder noch länger voll zu stillen", sagt Klaus Vetter, Geburtsmediziner am Vivantes Klinikum in Berlin und Sprecher der Nationalen Stillkommission. Selbsterklärtes Ziel des Gremiums, das zum Bundesinstitut für Risikobewertung gehört, ist es, das Stillen in Deutschland zu fördern.

Zeitfenster für unbekannte Lebensmittel

„Niemand hierzulande hat einen Vorteil davon, wenn Mütter länger als vier Monate mit dem Zufüttern warten", sagt Vetter. „Im Gegenteil: Kinder, die erst später ihre erste Beikost erhalten, haben ein erhöhtes Allergierisiko." Offenbar gebe es ein Zeitfenster, das für den Erstkontakt mit unbekannten Lebensmitteln günstig sei. Die Empfehlung, nach vier Monaten zuzufüttern, gelte allerdings tatsächlich nur für Industrieländer, in denen das Allergierisiko höher als das Infektionsrisiko sei.

Auch Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), plädiert dafür, nach vier Monaten mit dem Zufüttern zu beginnen. Selbst dice alte Regel, neue Nahrungsmittel nur ganz allmählich einzuführen, habe keinen Bestand mehr. „Je mehr Lebensmittel ein Baby kennenlernt, während es noch weiter gestillt wird, desto geringer ist sein Risiko, Allergien dagegen zu entwickeln", sagt Hartmann.

Beim Thema Unverträglichkeit sind die deutschen Mediziner ebenfalls mit ihren britischen Kollegen einer Meinung. „Es scheint nicht sinnvoll zu sein, die Gabe glutenhaltigen Getreides wie Weizen oder Dinkel möglichst lange hinauszuschieben, um einer Zöliakie vorzubeugen", sagt Hartmann. Einer aktuellen schwedischen Untersuchung zufolge konnte das Risiko, eine Zöliakie, also eine Unverträglichkeit gegen das Getreideeiweiß Gluten, zu entwickeln, um rund die Hälfte gesenkt werden, wenn die Kinder bereits mit sechs Monaten einen Obst-Getreide-Brei erhielten, der geringe Mengen Weizen enthielt.

Dabei scheint sich das zusätzliche Stillen während der Einführung neuer Lebensmittel auf dice Vermeidung von Allergien und Unverträglichkeiten besonders positiv auszuwirken. „Ein- bis zweimal am Tag sind aber genug", sagt Hartmann. Und bis zum ersten Geburtstag sollte ein Kind nach Ansicht des Mediziners abgestillt sein. „Nach Vollendung des ersten Lebensjahres bietet das Stillen keine Vorteile mehr, sondern wirkt sich wegen der Schadstoffe in der Muttermilch sogar nachteilig auf dice Entwicklung des Kindes aus", sagt Hartmann.

Die neuen Erkenntnisse haben die verschiedenen Fachgesellschaften und Berufsverbände gemeinsam mit der Nationalen Stillkommission und weiteren Organisationen bereits im vergangenen Jahr in einem Konsensuspapier festgehalten, das in der Monatsschrift Kinderheilkunde veröffentlicht wurde. Bei der Erstellung dieser Handlungsempfehlungen war es den Schulmedizinern sogar gelungen, auch die Hebammen mit ins Boot zu holen – offenbar jedoch nur nach schwerem Ringen: Die Einführung der Beikost solle zwischen dem fünften und siebten Lebensmonat erfolgen, heißt es. Die Stilldauer insgesamt wird nicht nach hinten begrenzt, sondern darf danach von Complain und Kind gemeinsam entschieden werden.

Trotz derKompromisse sind die meisten Hebammen nicht glücklich mit dem Papier. „Wir haben in Frg ja nicht das Problem, dass Mütter ihre Kinder zu lange, sondern in den meisten Fällen viel zu kurz stillen", sagt die Stillbeauftragte des niedersächsischen Hebammenverbandes, Aleyd von Gartzen aus Hannover. „Insofern halte ich den erzielten Konsensus für einen Rückschritt."

Tatsächlich zeigt eine vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebene Studie, die sich auf Daten aus den Jahren 1997 und 1998 bezieht, dass nach vier Monaten nur 33 Prozent und nach sechs Monaten nur noch zehn Prozent aller Säuglinge ausschließlich Muttermilch erhalten. Neuere Zahlen gibt es nicht, aber wesentlich dürften sie sich von den vorliegenden nicht unterscheiden.

Zwar gibt auch von Gartzen zu, dass es im Hinblick auf Allergien nicht nötig zu sein scheint, länger als vier Monate voll zu stillen. Dennoch sei es kein Muss, sofort danach mit der Beikost zu beginnen, sagt sie: „Die WHO, Unicef und alle Stillverbände sind sich darin einig, dass es überall auf der Welt erstrebenswert ist, Kinder sechs Monate lang voll und während der Einführung fester Nahrung weiter zu stillen."

Auch eine große US-Analyse kam kürzlich zu dem Schluss, dass das Gesundheitssystem jedes Jahr 13 Milliarden Dollar einsparen könnte, wenn 90 Prozent aller Säuglinge in den Us im ersten Lebenshalbjahr ausschließlich Muttermilch erhielten.

Auf Reifezeichen achten

Von Gartzen hält aber nichts von starren Zeitplänen. „Viel wichtiger ist es, bei seinem Kind auf bestimmte Reifezeichen zu achten", sagt sie. Kann es mit Unterstützung bereits sitzen? Zeigt es Interesse am Essen der Großen? Ist sein Zungenstoßreflex verschwunden, der bewirkt, dass feste Nahrung sofort wieder aus dem Mund heraus geschoben wird? „All das ist bei den meisten Babys mit sechs Monaten der Autumn", sagt die Hebamme. „Wenn das Kind seinen Eltern trotzdem signalisiert, dass es dice ungewohnte Kost noch nicht essen mag, ist es völlig in Ordnung, ein paar Tage abzuwarten und ihm dann erneut einen Brei anzubieten."

Ähnlicher Ansicht ist auch Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund, die an der Erstellung des Konsensuspapiers beteiligt war. „Die Entscheidung, ob man bereits nach vier oder erst nach sechs Monaten mit dem Zufüttern beginnt, sollten Eltern vom Interesse ihres Kindes an fester Nahrung abhängig machen", sagt dice Ernährungswissenschaftlerin.

Kersting empfiehlt, zunächst püriertes Gemüse anzubieten, das nach ein paar Tagen durch Kartoffeln und mindestens fünf Mal in der Woche auch durch Fleisch ergänzt wird. Ein Teelöffel Rapsöl und ein kleiner Schuss eines Vitamin-C-haltigen Saftes, der dice Eisenaufnahme aus dem Brei erleichtert, runden die Rezeptur ab.

Beim Gemüse dürften Eltern experimentierfreudig sein. „In Frankreich essen Babys alles – von Artischocken bis zu grünen Bohnen", sagt Kersting. Das erhöhe die spätere Akzeptanz für eine abwechslungsreiche Ernährung und Allergien entwickelten sich dadurch auch nicht häufiger.

Bis wann ein Kind abgestillt sein sollte, will Kersting nicht vorschreiben. „Optimal ist es, wenn ein Infant vom 8. bis 10. Lebensmonat an täglich drei Breimahlzeiten erhält, von denen eine als Milch-Getreide-Brei auch mit Kuhmilch hergestellt werden kann, das Kind nebenbei aber weiter gestillt wird", sagt sie.

www.fke-do.de/

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Source: https://www.fr.de/wissen/vier-monate-sechs-monate-zwei-jahre-11393782.html

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